Freitag, 27. März 2015

Warabi-shi

Als wir den Saal mit unser aller Gastfamilien betreten sollten, fühlte ich mich wie bei einer Modelauktion. Uns war befohlen, unseren japanischen Text aufzusagen und dabei immer schön zu grinsen.

Der Reihe nach marschierten wir dann also in den Raum und stellten uns vor das "Publikum" das mit selbstgemachten Willkommensschildern schon auf uns gewartet hatte. Irgendwie lief das mit den auswendig gelernten japanischen Sätzen dann doch nicht so wie es sollte, denn gleich nach dem die Familien unsere Namen hörten standen sie auf und begrüßten uns höchst erfreut.

Über meine Gastfamilie kann ich sagen, dass sie in der östlichen Nähe Tokios wohnt, eine Stadt namens Warabi. Ich habe sehr nette Gasteltern die sich viel Mühe geben, dass ich mich wohl fühle.

Die Provinz heißt Saitama. Auf der Vorbereitungstagung in Tokio lernte ich noch einen Jungen kennen (glaube aus Norwegen), der ebenfalls in diese Umgebung kam. Er wohnt allerdings in Saitama-City. Seine Familie nahm mein Gepäck im Auto mit, während ich mit meinen Gasteltern den Zug nahm.

Über die Züge in Japan gibt es nicht viel zu sagen. Sie sind voll, aber meistens kann man noch einen Sitzplatz ergattern. Allein die Willkommensmelodie aus den Lautsprechern an manchen Stationen finde ich auffallend, oder wenn sich eine ordentliche 2-er Reihe bildet, wo wenige Minuten später direkt die Tür der Bahn hält. Gäbe es in Deutschland so eine Anweisung, würde es spätestens bei den angetrunkenen Fußballfans scheitern.


Ich wohne in einem für mich mega hohem Gebäude, wo schon die Eingangslobby modern ausgestattet ist. Die Wohnung ist relativ klein, aber mehr Platz bräuchte man eigentlich auch nicht. Von dem Balkon aus kann ich bei kaltem Wetter sogar den Fuji-san betrachten und die Skyline Tokios sehen. Dort kann ich auch ganz bequem und schnell mit dem Zug hinfahren.

Ich habe ein ganz normales Bett, man setzt sich ganz normal an den Essenstisch und man benutzt auch relativ normal die Toilette (wenn man nicht ausversehen den falschen Knopf drückt...). In vielen öffentlichen Toiletten ist noch ein extra Schalter, der ein rauschendes Wassergeräusch imitiert und somit deine eigenen Toilettengeräusche übertönen soll. Ich hatte anfangs immer Angst irgendwas falsches zu drücken, weshalb ich lieber von jeglichem Schnickschnack Abstand nahm.

Noch am ersten Tag fuhren meine neuen Eltern mit mir in ein riesiges Shoppingcenter. Spätestens da wurde mir klar, Japaner (oder allgemein Asiaten?) haben ein unheimlich gutes Gespür für den richtigen Style. Wirklich jeder der hier rumläuft ist Fashionista und wenn man die Läden sieht, weiß man auch wo sie diese Outfits her kriegen. Da läuft einem wahrlich das Wasser im Mund zusammen. Oder auch das Geld in seinem Portmonee. Das wird noch ein teures Jahr werden. Vor allem die Rucksäcke sind hier im Detail einzigartig und jeder hat sein Individuum.

Aber weg von meinem Geschwärme xD

Wir machten einen Abstecher in eine Tierhandlung, was wirklich sehr interessant war. Die Tiere wurden hier in einem Schaufenster präsentiert und waren unglaublich süß anzusehen. Sicherlich ist das keine besonders artgerechte Haltung, was einen nur noch mehr dazu verführt, so ein süßes kleines Wollknäuel aus seinem Gefängnis zu befreien. Natürlich waren es nur kleine Schoßhündchen und Kätzchen. Wenn man länger als eine Minute grinsend vor der Glasscheibe verbrachte, kam ein Verkäufer an, defizierte deine Hände und legte so ein Ding in deine Arme... cuteness overload. Gib es lieber schnell jemand anderem, bevor du auf die Idee kommst eine Schoßhündchenfarm zu gründen.



Später bekam ich meine eigene kleine Reisschüssel, ein eigenes Glas und ein japanisches Kinderbuch wo die Schriftzeichen beigebracht werden (Ja, es ist mit süßen Bildchen).
Meine Gasteltern helfen mir beim Lernen der Sprache sehr. Während wir noch die meiste Zeit auf Englisch kommunizieren, kann ich einzelne Brocken auf japanisch verstehen oder sogar sagen. Außerdem kriege ich in meinem ganzen Auslandsjahr auch Nachhilfe von einer Organisation, die mir Arbeitsmaterialien auf meinem Niveau zuschickt und ich ausgefüllt zurücksende.

Am nächsten Tag gingen wir zu der Highschool die ich im Ort besuchen werde. 20 Minuten Gehweg ist da ein echter Luxus. Als wir dort ankamen, sah ich das erste mal in meinem Leben ein Baseball Spiel. Baseball ist in Japan sehr beliebt, eben so wie Tennis, Sumo, Kendo, Golf und vieles mehr. Ich würde behaupten, die Hobbies sind sehr amerikanisch orientiert.
Mein richtiger erster Schultag ist aber erst Anfang April.

Warabi besteht eher aus kleineren Häusern und auffallend vielen Friseuren und Blumenläden. Die Leute scheinen alle sehr nett zu sein und können sie Englisch, versucht man sich auch mal gerne an einer Konversation mit mir.
Mit dem Zug kommt man bequem und schnell nach Tokio.

Also ich mag mein neues Zuhause :)



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